Die Initiative des Deutsche-Französischen Jugendwerks (DFJW) zur Gründung des Netzwerks geht zurück auf die Welle von Gewalt und Protesten im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois im Herbst 2005: Zwei Jugendliche, Zyed Benna und Bouna Traoré, versteckten sich auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle in einem Transformationshäuschen und kamen darin ums Leben. Fast genau zum gleichen Zeitpunkt hatten Lehrer/-innen der Rütli Schule in Berlin Neukölln einen offenen Brief verfasst, der eine bundesweite Debatte auslöste und in dem die Lehrer/-innen die alltägliche Gewalt anprangerten, die sie im Schulalltag vom Unterrichten abhielt.
Die Forderungen und Schlagworte haben sich jedoch im Laufe der letzten Jahrzehnte wenig verändert - es geht um mehr Gerechtigkeit, um Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sowie um das Gefühl vieler, allein gelassen zu werden. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Gründe für die Wut nach wie vor fortbestehen.
Das DFJW und die Stiftung Genshagen wollten mit dem NetzwDiversitätität Partizipationion“ langfristige Reflexionen und neue Handlungsansätze anstoßen. Diesem Engagement lag die Überzeugung zugrunde, dass berufliche, soziale, geographische oder kulturelle Gleichheit nur durch offenen Dialog und gegenseitiges Kennenlernen möglich ist.
Das deutsch-französische NetzwDiversitätität Partizipationion“ versteht sich als Ansprechpartner für die Teilhabe von Jugendlichen an der Gesellschaft, Bildung und Mobilität und setzt sich insbesondere für die Bekämpfung von Ungerechtigkeit und Diskriminierung ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 haben sich dem Netzwerk insgesamt 100 Vereine aus den Regionen Berlin/Brandenburg und Paris/Île-de-France angeschlossen.
Das Netzwerk ermöglicht Akteuren aus der Jugend- und Sozialarbeit miteinander in Dialog zu treten, voneinander zu lernen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Das Kennenlernen unterschiedlicher Strukturen und pädagogischer Ansätze in Deutschland und Frankreich haben die Arbeit jedes/jeder einzelnen erheblich bereichert. Bis heute fanden mehr als 750 deutsch-französische und trilaterale Begegnungen statt, die mehr als 12.000 Jugendlichen und Fachkräften die Teilnahme an einem interkulturellen Austausch ermöglicht haben.
In einer Zeit, in der sich die Trennlinien in der deutschen und in der französischen Gesellschaft immer deutlicher zeigen, in den populistischen Diskursen und der Rückzug ins Private immer attraktiver werden, sowohl im öffentlichen Raum als auch an den Wahlurnen, wird die Arbeit des Netzwerkes wichtiger denn je.
Die Anschläge, die Frankreich und Deutschland seit 2015 erschüttert haben, der Schock des Brexit in Großbritannien oder das Schicksal der Menschen und Familien, die vor dem Krieg fliehen mussten und in einem europäischen Land Zuflucht gefunden haben… Die Umwälzungen, die die europäische Gesellschaft durchlaufen, haben trotz aller unterschiedlicher Ursachen und Konsequenzen eine Gemeinsamkeit: Sie betreffen in erster Linie junge Menschen.
Mit dieser Charta erklären die Mitglieder des NetzwerDiversitätität Partizipationion“ ihre gemeinsamen Werte, ihr Engagement und die Funktionsweise des Netzwerks.